Kooperative Gesamtschule Schwarmstedt
Wilhelm-Röpke-Schule
06.07.2020 13:20
Fachbereich: Schulleitung

Abschied mit Abstand

Die etwas andere Form der Zeugnisvergabe an der KGS


Gesamtschuldirektor hinter dem Rednerpult der KGS, zwei feste Größen in der etwas anderen Feier

Hauptschulzweigleiter Jens Weber

Realschulzweigleiterin Tanja Otte

Johnny Groffmann sorgte in diesem Jahr am Keybord für die musikalische Begleitung

alle mit Abstand in der großen Sporthalle

Viele Schulen schicken ihren Abschlussschülerinnen und Abschlussschülern, die in Niedersachsen schon seit dem 5.6.2020 nicht mehr den Unterricht besuchen, die Zeugnisse per Post zu. Nicht so an der Wilhelm-Röpke-Schule, an der üblicherweise zum Ende des Schuljahres zwei mit Musik, Reden und Hunderten von Besuchern zelebrierte Zeugnisvergaben und zwei festliche Bälle stattfinden. Das war in diesem Jahr nicht möglich. Die geplanten Bälle mussten abgesagt werden und die Zeugnisvergabe war mit vielen Hygieneauflagen belegt. Wie sollte das wohl werden? Als es soweit war, konnte man nur staunen: die riesige Sporthalle war mit zwei Minibühnen, üppigem Blumenschmuck, Fotos und bunten Bändern liebevoll geschmückt und kaum wiederzuerkennen; der Raum verströmte eine besondere Atmosphäre. Schülerinnen und Schüler nahmen unten in der Halle auf Socken ihre Plätze auf weitläufig aufgestellten nummerierten Stühlen ein, die Eltern saßen auf der Tribüne. Alle mit Gesichtsbedeckungen und dem vorgeschriebenen Abstand, aber gut gelaunt und voller Erwartung auf das, was kommt.

Moderator Johnny Groffmann hieß die Gäste willkommen und ersetzte am Keyboard mit dem Amelie-Walzer von Yann Thiersen das sonst übliche von ihm geleitete Schulorchester, denn auch das ist derzeit nicht erlaubt.

88 Tasten statt 30 musikbegeisterten jungen Menschen, trotzdem wurde es feierlich. So wie immer kam dann Gesamtschuldirektor Tjark Ommen auf die Bühne und er hatte sogar das gleiche Rednerpult wie üblich. Bevor er seine Rede begann, bedankte er sich an diesem Abend zunächst einmal bei den Hausmeistern, den Sekretärinnen, dem Schulassistenten und einigen Kollegen, die die Sporthalle so wunderbar hergerichtet hatten. Auch das Team Technik und die FSJler waren wie immer eingebunden und hatten ganze Arbeit geleistet.  Nach der Begrüßung der Klassen, ihrer Lehrkräfte und der Eltern, gestand Ommen, dass er die Begriffe „aktuelle Bedingungen“ und „Corona“ eigentlich nicht mehr hören kann; zu sehr hatte das Virus und seine Folgen das Leben in den letzten Monaten beeinflusst, zu viel musste geregelt, eingeschränkt und improvisiert werden. In der gespenstisch leeren Schule, in der wochenlang das übliche Lachen und Gerede fehlte, musste alles für das Homeschooling vorbereitet werden. Die Abschlussschüler/innen waren dann die ersten, die die Schule wieder besuchten und Ommen hatte sich selten so über Stimmen in den Gängen gefreut. Er lobte die Disziplin; Händewaschen, Hygieneregeln und Sauberkeit, alles wurde umgesetzt. In A und B Gruppen wurde sich in Rekordzeit auf die Abschlussprüfungen vorbereitet, wurden Extraleistungen erbracht und bis zum letzten Tag um Noten gekämpft. „Dazu spreche ich euch von ganzem Herzen meinen Respekt und meine Glückwünsche aus.“ Der Gesamtschuldirektor dankte anschließend auch den Eltern, die ihre Kinder zu Hause motiviert und unterstützt haben, nicht nur in dieser schweren Zeit. Er bedankte sich, dass sie der Schule das Wichtigste in ihrem Leben anvertraut haben, ihre Kinder. Er hoffe, dass sie das Gefühl hätten, dass die Kinder an der KGS in all den Jahren gut aufgehoben waren. Der Applaus der Eltern und der Jugendlichen beantwortete seine Frage. Ommen hob auch die Leistung der Klassenlehrkräfte und Schulzweigleitungen hervor, und viel Beifall zeigte auch hier, dass er mit seinem Lob nicht allein stand.

Im Anschluss ging er auf das Yin und Yang – Zeichen ein, das eine dunkle und eine helle Seite aufweist, in der sich jeweils ein andersfarbiger Punkt befindet. Die Corona- Krise sei etwas Dunkles, so Ommen, denke man an Arbeitslose, Firmenpleiten, Krankheit oder gar den Tod; und trotzdem gibt es den hellen Punkt, der an unserer Schule ganz deutlich zeigt, was sie eigentlich ausmacht, was sie zu etwas besonderem macht: „Wir leben nicht von den Informationen, die wir euch, liebe Schülerinnen und Schüler vermittelt haben. Wir leben nicht von den Büchern, die wir jeden Tag nutzen. Wir leben von der unberechenbaren Welt. Von Schönheit, Würde, Poesie und Anmut. Wie es unser Leitbild nach Wilhelm Röpke sagt. … Der Kern unserer Schule sind die Dinge, die man nicht sehen kann. .. Der Kern unserer Schule sind die zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Und obwohl all diese Dinge wegen Corona sehr eingeschränkt wurden, kein Ball gefeiert und niemand in den Arm genommen werden durfte und darf, war der weiße Punkt deutlich zu erkennen. „Das Band“, so Ommen, „das an unserer Schule zwischen Schülerschaft und Lehrkräften geknüpft wird, ist zu stark um es durch ein Virus kleinzubekommen.“ Ommen versicherte den Schülerinnen und Schüler, dass auch die Zeit dieses Band nicht zerstören kann, dass die Schule sie auch weiter unterstützt, wenn es nötig ist. „Ein starkes Herz und ein starkes Gefühl überstehen alle Zeiten.“ Nach großem Beifall für diese passgenaue Rede wurde eine Audiodatei abgespielt, in der Samtgemeindebürgermeister Björn Gehrs den Abschlussschülerinnen und Abschlussschülern gratulierte und ihnen alles Gute für ihr weiteres Leben wünschte. Trotz aller Einschränkung ist und bleibt es ein Tag der Freude, betonte Gehrs und forderte die jungen Menschen auf, in Schwarmstedt zu bleiben oder nach der Ausbildung zurückzukehren, sie seien immer willkommen. Auch die beiden Schülersprecherinnen Yana Lawrenz und Lara Jensen waren nicht persönlich anwesend, Herr Ommen verlas ihre vorbereitete Rede, in der sie allen herzlich gratulierten. Die beiden, die die Coronazeit im Homeschooling und jetzt mit den vielen Einschränkungen erlebt haben, bewundern die Abschlussschüler/innen, die in dieser schweren Zeit auch noch die ersten großen Prüfungen absolvieren mussten und sie bedauern sie, weil die erfrischenden Dinge des Schülerlebens wie Abschlussstreiche, Mottowoche oder Ball leider nicht möglich waren. „Heute freuen wir uns, euch allen gratulieren zu dürfen. Ihr habt es geschafft“, so die beiden Schülersprecherinnen, „Wir wünschen euch von ganzem Herzen alles Gute. Ihr seid mit Abstand die besten Abschlussschüler.“ Diese so passende Rede quittierten die Gäste genauso mit Applaus wie die anschließend abgespielte Audiodatei der Vorsitzenden des Schulelternrates Martina Klemmer, die den Absolventinnen und Absolventen, aber auch ihren Eltern ganz herzlich im Namen des Schulelternrates gratulierte und ihnen alles Gute wünschte. Sie ging auf ein Zitat des römischen Redners und Staatsmanns Cicero ein, der schon vor mehr als 2000 Jahren  festgestellt haben soll „Je größer die Schwierigkeiten, desto größer der Weg“. Dies würde zu den diesjährigen Abschlussschüler/innen passen, denn sie hätten sich in schwierigen Zeiten Ziele gesetzt und diese auch erreicht, so gebühre ihnen ein ganz besonderer Respekt.

Im Anschluss wurde eine weitere Besonderheit dieser Zeugnisvergabe deutlich, zum ersten Mal seit es seit 1967 Realschüler an der Wilhelm-Röpke-Schule gibt, wurden die Feiern der beiden Schulzweige getrennt voneinander durchgeführt, denn trotz der Größe der Vier-Feld-Sporthalle hätte der Platz durch die Abstandregelungen nicht für alle gereicht. So trat dann auch „nur“ Hauptschulzweigleiter Jens Weber ans Rednerpult, seine Partnerin, Realschulzweigleiterin Tanja Otte, war erst in der zweiten nachfolgenden Veranstaltung an der Reihe. Weber erinnerte daran, dass Schüler sich eigentlich freuen, wenn die Schule außer der Reihe ausfällt und dass auch bei den „Corona-Ferien“, die frühzeitig begannen, zunächst die Freude über die schulfreien Tage sicher bei den meisten überwog. Aber schnell wurde klar, dass die Schule nicht nur Wissen vermittelt, sondern ein Ort der sozialen Begegnung und der Freundschaft ist, dass man sie vermisst. Auch der Hauptschulzweigleiter war begeistert, wie motiviert, zielstrebig und verantwortungsbewusst seine Schüler aus dem Corona-Lockdown zurückgekehrt sind, wie gut die Ergebnisse trotz der ganzen Widrigkeiten geworden sind. Aus der 9H1 werden ca. 50 % der Schüler/innen das freiwillige 10. Schuljahr machen und aus den beiden 10. Hauptschulklassen haben unglaubliche 80% einen Realschulabschluss erreicht, wohl das beste Ergebnis, das es an der KGS je gab. Weber gratulierte den Jugendlichen und bot, genau wie vorher schon Tjark Ommen, Hilfe in der Zukunft an.

Die Zeugnisübergaben erfolgten dann Klasse für Klasse, wobei die Klassenlehrerinnen Janine Wittenburg, Karla Schulz und Ulrike Kleine-Borgmann die Zeugnisse überreichten und jede Schülerin und jeder Schüler eine Rose erhielt, bevor Johnny Groffmann zum Ausklang eine Mazurka von Frédéric Chopin spielte und mit dem nötigen Abstand die Klassenfotos gemacht wurden.

Bei der folgenden Verabschiedung der Realschulabsolventinnen und –absolventen lief die Feier genauso ab, nur dass vor der Zeugnisvergabe Tanja Otte eine Rede hielt. Frau Otte ging zunächst auf die Dekoration der Mensa ein. Schon als die Sekretärin Anja Pietsch die Idee hatte, bunte Bänder aufzuhängen, musste die Realschulzweigleiterin an die Aktion #RegenbogengegenCorona denken, die Farbe und Hoffnung bringen soll. In Italien beginnend sagen gemalte Regenbögen in den Fensterscheiben “ andra tutto bene - alles wird gut.“ Frau Otte ging auf die naturwissenschaftliche Erklärung des Regenbogens ein, auf Lichtbrechung und die sieben verschiedenen Farben des Spektrums. Aber sie machte auch deutlich, dass das nicht das Entscheidende sei, sondern die Freude, die von einem Regenbogen ausgeht. Genauso sei es in der Schule, gerade in diesem Jahr, es ginge nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um „Erziehung, die Vermittlung von Werten und Normen, Vertrauen, Freundschaft, Gemeinschaft, Toleranz und Vielseitigkeit. Erst die unterschiedlichen Farben machen den Regenbogen aus.“ Frau Otte berichtete auch, dass dieser Jahrgang der erste ist, den sie nach ihrer Amtsübernahme als Realschulzweigleiterin im Jahr 2014 eingeschult und durchgehend betreut hat; gleichzeitig der erste inklusive Jahrgang, in dem einige Schüler/innen besondere Hilfe bekommen haben. Sie dankte den Schulbegleitungen, aber auch den Eltern, den Klassenlehrkräften und insbesondere den Schüler/innen für die geleistete Arbeit, „für die investierte Zeit, die Mühe und das Engagement, weit über den Unterricht hinaus.“

So wurden dann auch für 74 Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs des Realschulzweiges, 2 mal der Hauptschulabschluss, 1 mal der Sekundarabschluss I Hauptschulabschluss, 31 mal der Sekundarabschluss I Realschulabschluss und 40 mal der erweiterte Sekundarabschluss I Realschulabschluss vergeben. Die Zeugnisse überreichten Frank Utke, Nina Kretzer und Steffen Dannenberg jeweils für ihre Klassen.

Folgende Schülerinnen und Schüler aus beiden Schulzweigen wurden während der Zeugnisübergaben für ihre besonderen Leistungen geehrt. Für das Fach Deutsch: Tobias Brammer, Luise Henning und Lina Höper; für Mathematik: Amélie Lange, Franziska Naumann, Jan Robin Clever, Jannes Prasuhn und Pia Heinrich; für Englisch: Yann-Luca Röders, Anna Reichenbach und Jessica Schäfer, für Informatik Phil Grumpelt und als beste Schülerinnen des Jahrgangs Amélie Lange und Henriette Klein.

 





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